Breathe ilo: Grazer Startup verändert Leben

Wie aus einem Einzelschicksal eine Lösung für die Probleme von vielen werden kann, zeigt uns breathe ilo. Der tragbare, CO2-messende Fruchtbarkeitstracker vom Grazer Startup Carbomed soll Frauen helfen, leichter und schneller schwanger zu werden. Geschäftsführerin Evi Jesacher spricht über die Idee hinter ilo und wie es mit dem Startup nach dem Launch weitergeht.

In industrialisierten Ländern steigt das Alter, in dem Frauen den Kinderwunsch verspüren, zunehmend an. Mit höherem Alter wird es allerdings auch schwieriger, schwanger zu werden. Um Familien den Kinderwunsch zu erleichtern, hat das Grazer Startup Carbomed Medical Solutions einen Fruchtbarkeitstracker entwickelt. Der kleine Apparat namens breathe ilo trackt die fruchtbaren Fenster und erhöht die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, um bis zu 40%.

Wie funktioniert breathe ilo?

Nachdem frau eine Minute lang in das kleine handliche Gerät geatmet hat, zeigt die dazugehörige App an, ob es sich um das fruchtbare Zeitfenster der Frau handelt. “Durch die Hormone, die im Zyklus einer Frau auftreten, ändern sich verschiedene Symptome. Eines dieser Symptome ist das Phänomen der Hyperventilation: Rund um den Eisprung herum werden Progesteron und Östrogene produziert, die zu dieser Hyperventilation führen. Man atmend unbewusst schneller und durch diese schnellere Atmung wird weniger CO2 pro Atemstoß ausgestoßen. Wir können diesen Abfall messen,” erklärt Evi Jesacher, Co-Geschäftsführerin von Carbomed.

Evi Jesacher und Bastian Rüther pitchten beim 53. Startup Spritzer – Foto: Chris Wittig

Vom unerfüllten Kinderwunsch zum Erfolgsstartup

Der Ideengeber und Co-Gründer Dr. Ludwig Wildt hat bereits in den 90er-Jahren zu diesem Thema publiziert. Doch erst als Wildt vor fünf Jahren auf Dr. Horst Rüther traf, wurden die Forschungen in die Tat umgesetzt. “Doktor Rüther und seine Frau waren selbst jahrelang ungewollt kinderlos, obwohl nichts Physisches vorlag. Nachdem sie ein Kind adoptiert haben, ist Bastian, mein Mitgeschäftsführer, entstanden. Es ist eine sehr emotionale Geschichte, die die Firma verbindet und deswegen war es ihnen und auch uns so ein großes Anliegen, ilo weiterzubringen,” erzählt Evi die Geschichte hinter dem Produkt. Breathe ilo zeigt, dass die typische Gründungsgeschichte nicht zwangsläufig in der Garage beginnen muss. Sondern dass auch Einzelschicksale und viel Forschung dazu beitragen können, das Leben von vielen zu ändern.

“Die vier Jahre Entwicklungszeit waren natürlich geprägt von vielen Höhen und Tiefen. Solche Geräte gab es ja nur in groß und für den klinischen Anwendungsbereich, das so klein und handlich zu machen war schon eine Herausforderung.” Carbomed hatte für die Entwicklung von breathe ilo durch Altgesellschafter und Startup-Förderungen von FFG und aws 3 Millionen Euro zur Verfügung.

“Beim Ovula Fuma war die große Frage: Wie bekommt man die Technik überhaupt in so kleinen Raum?” – Foto: Eva Sappl

Die finanzielle Unterstützung, um den Marktstart und den Vertrieb zu bewältigen, holten sich Evi Jesacher und Bastian Rüther unter anderem bei der Puls4-Startup-Show “2 Minuten 2 Millionen”. Hier konnten sie die drei Investoren Hans-Peter Haselsteiner, Leo Hillinger und Martin Rohla für ilo begeistern und erhielten 500.000 (bzw. im Nachhinein aufgestockt auf 1 Million) Euro.

Über den Onlineshop lief bereits ein Vorverkauf von breathe ilo seit der Ausstrahlung von “2 Minuten 2 Millionen”. Pünktlich zum Muttertag, dem 12. Mai 2019, begann die Auslieferung.

Große Pläne

Als nächsten Schritt soll das Gerät auch im Bereich des medizinischen Zyklus-Tracking verwendbar sein. “Mit ilo soll nicht nur Frauen mit regulären Zyklen geholfen werden, sondern auch Frauen, die zum Beispiel das PCO-Syndrom oder andere Zyklusstörungen haben”, betont Jesacher. Langfristig soll breathe ilo auch als Verhütungsmittel einsetzbar sein: “Für den Kinderwunsch ist das fruchtbare Fenster kleiner definiert. Hierbei werden nur die Tage mit der höchsten Wahrscheinlichkeit angezeigt. Wenn man damit verhüten möchte, dann müssten auch die Tage mit wenig Wahrscheinlichkeit angezeigt werden.” Für diese beiden Vorhaben startet Carbomed in Zusammenarbeit mit Dr. Möller vom Kinderwunschzentrum Potsdam eine große klinische Studie. Die Hardware von breathe ilo wird die gleiche bleiben, für die folgenden Vorhaben wird die gesamte Software inklusive App und Algorithmik  aktualisiert.

Die Entwicklungsgeschichte von Carbomed zeigt, wie vielfältig Startups sein können. Durch eine originelle Idee hat breathe ilo eine Marktlücke mit viel Potenzial genutzt und konnte so auch viel Geld für eine langjährige Entwicklung erhalten, sowohl durch Förderungen als auch durch “2 Minuten 2 Millionen”. Jetzt nach dem offiziellen Launch warten noch viele weitere Herausforderungen auf das junge Unternehmen. Wir wünschen viel Glück für die Zukunft!

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