Von der Ideentriebwerk-Bühne zu 2 Minuten 2 Millionen – diese Startups stellten sich den bekannten TV-Investoren

Am 12. und 19. Mai pitchten sie in der bekannten Startup-Show 2 Minuten 2 Millionen – im Interview verraten uns die Teams von REELOQ, Marry Icetea und Mockery Mia, mit welchen Tricks sie sich auf ihren Auftritt vorbereitet haben, was ihnen von der Show besonders in Erinnerung geblieben ist und welchem Team Superkleber den Auftritt gerettet hat.

Alle drei Startup-Teams sind gern gesehene Besucher der Ideentriebwerk-Events und haben selbst bereits des Öfteren ihr Startup auf der Bühne präsentiert. Das Team hinter REELOQ ist sogar Gewinner des Startup Playground Community Awards. Nun haben sie sich erfolgreich ins Fernsehen gewagt und geben ihre Erfahrungen hier an die Startup-Community weiter.

Kein Pitch ohne knackigen One-Liner. Wie würdet ihr eure Mission in einem Satz beschreiben?

REELOQ: Wir stellen innovative Anti-Drop-Systeme für die unterschiedlichsten Anwendungen her.

Mockery Mia: Welcome to the future of walking – wir sind Schuh-Architekten aus Graz, die die ersten High Heel-Sneakers entwickelt haben.

Marry Icetea: Der naturbelassene Power-Eistee mit Muntermacher-Kick: Wir möchten der Natur etwas zurückgeben und das Kapitel Eistee neu schreiben.

Wie habt ihr euch auf euren Auftritt bei 2 Minuten 2 Millionen vorbereitet?

REELOQ: Wir haben uns wie bei einer Uni-Prüfung Fragen basierend auf den vergangenen Folgen dokumentiert und für uns ausgearbeitet. Rund um die Fragen haben wir dann einen Businessplan geschrieben – so hatten wir je Frage eine Antwort parat. Wichtig war auch zu wissen, wer welche Fragen beantwortet, damit in der Show keine Unsicherheiten auftreten.

Mockery Mia: Die Zeit vor unserem Auftritt war für uns sehr chaotisch, weil wir zur gleichen Zeit eine Crowdfunding-Kampagne gemacht haben. Die Vorbereitungen für die Show liefen daher eher nebenbei. Erst einen Tag vor der Aufnahme haben wir das Produkt aus Italien geschickt bekommen, was uns ganz schön ins Schwitzen gebracht hat. Aber auch das war noch ein Kompromiss: der Schuh, den Frau Schneider letztendlich in der Show trug, kam in zwei Teilen und wir haben ihn noch direkt im Studio mit Superkleber zusammengeklebt, damit er nicht auseinanderfällt.

Wir haben unseren Pitch noch kurz durchgespielt, als wir vor dem Auftritt noch kurz zwei Minuten Zeit hatten – während uns die Visagistin den Schweiß von der Stirn gewischt hat.

Marry Icetea: Wir wussten, es wird stressig werden. Daher haben wir versucht, in unserem Büro das Setting so gut es geht aufzubauen, damit wir im Studio alles möglichst schnell aufstellen konnten. Wir haben auch typische Fragen im Vorhinein durchgespielt – im Nachhinein haben wir aber gelernt, dass wir die Fragen noch detaillierter hätten ausarbeiten sollen.

Der Marry Icetea kam genau wie der Pitch bei den JurorInnen sehr gut an. © Puls 4 Gerry Frank

Was ist euch von 2 Minuten 2 Millionen besonders in Erinnerung geblieben und wie war es für euch hinter den Kulissen?

REELOQ: Zeit zum Durchatmen hat man kaum und man wird sofort ins kalte Wasser geworfen. Gleich nach Ankunft werden Fragen gestellt und man rennt gefühlt von einem Ort zum anderen – die Illusion aus dem Fernsehen wird entmystifiziert.

Mockery Mia: Michaela: In Erinnerung bleibt einem auch der Make up-Artist, ich wurde mit Airbrush für einen ebenmäßigen Teint eingesprüht – ich wusste gar nicht, dass es so etwas gibt. (lacht)
Jürgen: Es scheint so, als wäre das wichtigste Element der Show das Zugehen auf die Tür, das haben wir gefühlte 15 Mal gemacht.

Marry Icetea: Wenn man ankommt, sieht man sofort Scheinwerfer und muss gleich einen Zettel bezüglich Schweigepflicht unterschreiben, dann geht es schon los mit der Maske.

Was habt ihr euch vom Auftritt bei 2 Minuten 2 Millionen erhofft? Was waren eure Erwartungen?

REELOQ: Unser erstes Ziel bei 2 Minuten 2 Millionen war es, einen Deal in der Show zu bekommen, damit wir einerseits Kapital für unser Vorhaben aufstellen können aber auch eine positive Ausstrahlung haben. Unser zweites Ziel war, dass das Produkt zur Zeit der Ausstrahlung verfügbar ist, um es sofort verkaufen zu können.

Wir waren in zwei Stunden ausverkauft mit der Menge, die wir eigentlich über den Sommer verkaufen wollten! Die Publicity in der Show ist echt der Wahnsinn für ein Startup.

Mockery Mia: Unser oberstes Ziel war, dass wir gut rüberkommen und in kein Fettnäpfchen treten. Am Anfang wollten die Reporter eine Mini-Lovestory von uns als Ehepaar aufziehen und haben nach unserem ersten Date gefragt, was uns eher unangenehm war. Wir haben versucht, seriös zu wirken, und haben uns bei einem Modeprodukt gar nicht viel erwartet. Wir wollten eigentlich das Produkt zur Zeit der TV-Ausstrahlung verfügbar haben, was durch die Coronakrise und den Produktionsstopp in Italien leider nicht möglich war. Daher bieten wir jetzt stattdessen die Möglichkeit, die Schuhe vorzubestellen, und können wahrscheinlich Mitte Juni ausliefern. Wir haben mit dem Verkauf online gestartet und es funktioniert recht gut.

Marry Icetea: Unser Ziel war gar nicht unbedingt, dass wir einen Deal bekommen, sondern der Marketing-Effekt. Natürlich ist es noch besser, mit einem Deal heim zu fahren, aber wir wollten das Produkt an die Leute bringen und schauen, wie es sich entwickelt.

Katharina Schneider testete die Schuhe von Mockery Mia gleich persönlich. © Puls 4 Gerry Frank

Was passiert nach der Show und welche Auswirkungen habt ihr während der Ausstrahlung gespürt?

REELOQ: Vor als auch nach der Ausstrahlung hatten wir sehr viele Zugriffe auf unsere Website und den Onlineshop.In zwei Stunden waren wir ausverkauft und mit Lieferverzögerungen haben wir gleich die Nachbestellung ermöglicht. Wir haben weit mehr verkauft als die erste Charge. Das Assembly ist sich beim Produzenten nicht mehr ausgegangen. Darum assemblieren wir jetzt kurzerhand einfach selber.

Mockery Mia: Wir wären mit unserem Produkt normalerweise bereits in zwei Geschäften in Graz und in Wien vertreten, was gerade leider nicht möglich ist. Ab Mitte Juni werden wir die Geschäfte-Strategie wieder verfolgen. Hoffentlich ist dann eine Eröffnungsveranstaltung wieder möglich, denn die hätten wir eigentlich für den 2. April geplant gehabt, an meinem 30. Geburtstag. Die Requisiten für die Auslagen hatten wir schon designt, die liegen jetzt bei uns zuhause herum.

Marry Icetea: In den letzten Wochen ist uns die Gastronomie als eine unserer Haupteinnahmequellen durch Corona völlig weggebrochen. Jetzt haben wir uns strategisch neu orientiert mit Fokus auf unseren Onlineshop – der hat die erhöhte Besucherzahl während und nach der Ausstrahlung gut überstanden. Was uns gefreut hat: während der Show waren wir im Onlineshop sogar ausverkauft.

Die Strategie ist anders als geplant, aber jetzt passt alles perfekt zusammen. Das Timing der Spar und Metro-Listung sowie der TV-Ausstrahlung hat schließlich sogar gut zusammengepasst.

Reeloq konnte gleich zwei Investoren für einen Deal überzeugen: Hans-Peter Haselsteiner und Katharina Schneider. © Puls 4 Gerry Frank

Was sind eure nächsten Ziele?

REELOQ: Man bekommt auf einmal so viel Aufmerksamkeit, die man sich sonst sehr hart erarbeiten muss. Die gilt es aufrechtzuerhalten, damit man so viel wie möglich verkauft. Die nächsten Schritte über den Sommer sind eine größere Nachbestellung und unser Produkt über Distributoren verkaufen zu können. Der nächste große, langfristige Schritt ist das Ziel von Herrn Haselsteiner zu erreichen, nämlich REELOQ zum neuen Standard für Einsatzbekleidung zu machen.

Mockery Mia: Wir haben immer eher international geplant. Wir merken jetzt, dass mehr Bestellungen aus Ländern wie Italien, Frankreich, Spanien und Großbritannien kommen. Das große Ziel ist, dass die erste Charge endlich bei uns ankommt, was wegen der Coronakrise ein Problem war. Wir möchten in Shops kommen, damit sich die Leute selbst davon überzeugen können. Man muss ein Gefühl verkaufen und das kann man nur spüren. Wir sind ein Nischenprodukt und müssen erstmal kleine Schritte machen.

Marry Icetea: Es gibt über 600 Spar-Filialen in Österreich und unser Ziel ist es, bis zum Sommer in alle reinzukommen. Wenn es mit den Absätzen gut läuft, möchten wir im Herbst 2 bis 3 neue MitarbeiterInnen einstellen und auf Mehrwegpfandflaschen umsteigen, was mehrere Vorteile bietet: Zum einen den gesellschaftlichen Impact, und die Möglichkeit, in den deutschen Markt einzusteigen, weil das dort verpflichtend ist.

Habt ihr Tipps für angehende GründerInnen?

REELOQ: Wir haben einige Learnings mitgenommen. Die Firmenbewertung war der Schlüssel, ob man einen Deal kriegt oder nicht. Man muss sie auch sehr gut und vernünftig argumentieren können und sollte einen Deal anstreben, damit man die positive Publicity hat. Die Teilnahme an 2 Minuten 2 Millionen ist für jedes Startup empfehlenswert, denn man bekommt 15 Minuten gratis Werbezeit. Auf diesen Tag arbeitet man als Deadline hin. Man muss sich aber gut vorbereiten.

Mockery Mia: Man startet eine eigene Firma ziemlich blauäugig. Es braucht eine gewisse Naivität, um zu gründen, aber man muss immer die Konsequenzen beachten, die für die nächsten Jahre entstehen. Natürlich gehören auch eine große Portion Selbstvertrauen und Mut dazu.

Ein Startup zu gründen ist eine Achterbahnfahrt, denn die Höhen sind hoch und die Tiefen tief.

In einer Produktionsfirma ist man mit kleiner Charge der unwichtigste Kunde und muss sich auf lange Wartezeiten einstellen, obwohl die eigene Motivation so hoch ist. Man muss eine Beziehung mit den Produktionspartnern aufbauen, da zählen klassische Werte wie das Mitbringen eines Geschenks als Zeichen der Wertschätzung. Meist kann man am Anfang den Lebensstandard nicht halten, den man in einer Anstellung hatte. Als GründerIn schraubt man eigene Ressourcen zurück, weil man alles in sein Business steckt.

Marry Icetea: Alle, die daran glauben und dafür kämpfen, können gute Unternehmer werden. Man muss für sich selbst definieren, warum man ein Unternehmen haben möchte und was Erfolg für einen bedeutet. Hat man das Ziel, schnell Geld zu machen, dann sollte man besser kein Startup gründen. Als Founder hat man viel strategische Freiheit, aber auch ein sehr hohes Risiko. Eigene Leidenschaft und Motivation bilden aber eine gute Basis. Das Wichtigste ist, die Bedürfnisse der Zielgruppe zu beachten und mit ihr zu sprechen. Man sollte nicht 200 Stunden in ein perfektes Produkt investieren, sondern 10 Stunden in ein Produkt und 190 Stunden in Feedback der Zielgruppe. Als kleines Unternehmen muss man sich immer durchkämpfen und durchsetzen, um sich zu etablieren. Die letzte Geheimzutat ist das Team: Finde die richtigen Leute, die selbst daran glauben und unterstützen, denn sie setzen die Idee um.

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